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Was man selbst machen sollte: Die Pflege eines Instruments
Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,
Es ist eine alte Binsenweisheit, dass das, was man pflegt, auch länger seinen guten Zustand behält. Und eigenwilliger Weise sind wir es gewohnt unser Auto zu waschen und auszusaugen, ja vielleicht sogar die Türgummis einzureiben, bevor der Winter kommt, das Öl und den Wasserstand zu prüfen – und das regelmäßig. Auch andere Dinge, die wir täglich benutzen, werden von uns wie selbstverständlich mit einiger Fürsorge behandelt, damit sie in dem gewohnten Zustand verbleiben, damit sie schön und gepflegt aussehen. Sei dies der Garten, das Treppenhaus oder auch Bereiche, die wir vielleicht gar nicht so oft sehen …
Wie aber steht es mit dem Instrument?
Nun, ein Geiger hat die Chance sein Instrument regelmäßig mit einer speziellen Tinktur, die nicht den sensiblen Lack angreift, zu säubern. Ein Holzbläser reinigt sein Instrument eigentlich nach jedem einzelnen Spiel. Und die Klavierspieler? Nun, da sieht es weniger gut mit der Pflege aus, wenn man sich einige Instrumente in privaten Haushalten anschaut. Natürlich sind die Möglichkeiten für einen Klavierspieler auch begrenzt. Aber dennoch sollte das meist mit Polyesterlack versehene gute Stück regelmäßig von Staub befreit werden.
Viele Besitzer greifen da gerne zu der üblichen Möbelpolitur
Das ist eher sträflich, da diese sich nicht gut mit der Klarlackschicht verträgt, denn Möbelpolitur enthält in der Regel Silikon, was natürlich gerade bei offenporigen Oberflächen schlecht ist, aber auch den Lack ein wenig angreifen kann. Besser ist es, dass man ein weiches antistatisches Staubtuch, also eigentlich ein herkömmliches Mikrofaser-Tuch, verwendet.
Wenn es dann doch noch Flecken auf dem Lack gibt, da man vielleicht einmal ein Glas Wasser auf dem Instrument abgestellt hat, dann sollte man es einfach mit einem leicht angefeuchteten Lappen abwischen. Wichtig: Das reiben ohne Druck, denn ansonsten hinterlässt man mit dem Staub auch eine leicht und gerade gegen das Licht gut zu erkennende schlierende Oberfläche, die erkennen lässt, dass man letztendlich den Staub als Schleifmittel für den Lack benutzt hat.
Natürlich gibt es auch für den Polyesterlack spezielle Flüssigkeiten, die das Instrument vollkommen säubern. Diesen erhält man dann am besten im Klavierfachhandel. Doch es gibt natürlich nicht nur schwarze Polyesterlacke, sondern auch satinierte Oberflächen. Bei satinierten Oberflächen, die gerade heutzutage besonders beliebt sind, wenn man ein furniertes Instrument kauft, sind wirklich vorsichtig zu behandeln. Auch hier ist es das Beste, wenn Sie vor allem mit einem Tuch ohne Druck arbeiten – und ab und zu ein leicht angefeuchtetes Tuch für die Oberfläche verwenden.
Was aber oftmals auffällt ist der Staub im Instrument
Nun sollte man stets darauf achten, dass der Flügel nach dem Spiel wieder geschlossen wird. Aber dennoch besteht ja immer eine leichte Lücke auch bei geschlossenem Flügeldeckel oder bei einem Klavier, das man in der Regel ohnehin nicht öffnet. Und genau dort dringt der Staub ins Instrument. Auch hier kann man ab und zu mit einem Bürstenaufsatz den Staubsauger vorsichtig ansetzen, um den Staub aus dem Instrument zu entfernen. Allerdings wirklich vorsichtig: Achten Sie darauf, dass Sie nicht an die Mechanik-Teile mit dem Staubsauger kommen. Wenn es natürlich zu viel Staub bei einem Flügel auf dem Resonanzboden, also unterhalb der Gussplatte gibt, denn muss der Fachmann ran, da dieser in der Regel einen speziellen Staubsauger für diese Arbeiten hat.
Die Metallteile – also vor allem die Pedal – lassen sich ebenfalls am besten mit einem Tuch reinigen. Hier gibt es aber auch spezielle Pflegemittel, je nachdem, welcher Art das Metall ist: Messing, Pedale mit Chrombeschichtung oder andere.
Als letztes muss noch die Klaviatur genannt werden, also die Stelle des Instruments, die am stärksten mit Fingern in Kontakt kommt, also auch das meiste Fett abbekommt. Nun, heutzutage sind Tastaturbeläge aus hochwertigem und recht hartem Kunststoff gefertigt. Grundsätzlich gilt hier ebenfalls: ein fusselfreies Tuch sollte erst einmal genügen. Wenn es gröbere Verschmutzungen gibt, dann sollte auch hier vor Reinigungsmitteln gewarnt werden, die Ihnen aus dem Haushalt bekannt sind, denn auch diese enthalten oftmals Mittel, die einen Schleifeffekt haben können – der Tod der Klaviertastenoberfläche. Wenn die Verschmutzung zu groß ist, gilt auch hier: Den Fachmann fragen, ob er eine Reinigung vornehmen kann. Um der Verstaubung zwischen den Tasten vorzusorgen, sollte man schon immer einen Tastenläufer über die gesamte Klaviatur legen und den Tastaturdeckel schließen.
Es gibt allerdings sogar den sogenannten „Keyboard Wiper“, einen speziellen Schaumstoff-Wischer, der sich über eine Oktave legt, dabei eine Aussparung für die schwarzen Tasten hat, so dass man die schwarzen und die weißen Tasten in einem Rutsch abwischen kann. Aber sind wir einmal ehrlich: Das ist wirklich nicht notwendig und eher eine Spielerei.
Nun sind wir aber bislang von neueren Instrumenten ausgegangen
Ältere Instrumente haben aber noch Schelllack-Oberflächen und verfügen auch über einen Elfenbein-Tastaturbelag. Hier muss man besonders vorsichtig sein, da es sich letztendlich um offenporige Oberflächen handelt. Und diese sind bekannt dafür nachzudunkeln und Schmutz aufzunehmen.
Daher sind Elfenbein-Klaviaturen auch oftmals vergilbt. Wenn dies der Fall ist, kommen Sie nicht am Fachmann vorbei, da Sie nicht versuchen sollten, dieses Material selbst aufzuhellen, denn damit zerstören Sie womöglich diese so wertvolle Oberfläche. Schelllack-Polituren werden zwar allerorten angeboten, aber von einer eigenen Polierarbeit kann man nur abraten. Denn versuchen Sie einmal – bevor Sie überhaupt daran denken, das Instrument selbst mit solch einer Politur zu behandeln – an einer kleinen Schelllackoberfläche eine gute und gleichmäßige Reinigung hinzubekommen, die keine kreisartigen Schlieren nach sich zieht …
Wenn Sie gescheitert sind, dann werden Sie verstehen, dass es Experten gibt, die diese Oberflächen aufarbeiten. Wenn die Verschmutzungen bei diesen Oberflächen nicht zu stark sind, gilt hier letztendlich dasselbe wie bei den modernen Oberflächen: Mikrofasertuch und leicht feuchtes Leder oder Lappen – das reicht aus.
In jedem Fall lohnt es sich, dem Instrument mindestens so viel Pflege wie einem Auto zukommen zu lassen.
Carsten Dürer
Chefredakteur PIANONews