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Magazine

16.10.2020

Die Wirkung von der Bühne?

Liebe Klavierliebhaberinnen und -liebhaber,

Sie kennen das: große Unternehmen sind in allen Bereichen des täglichen Lebens präsent, um auf ihre Marken aufmerksam zu machen. Vor allem im Motorsport kann man dies beobachten. Da wollen große Marken, die viel Geld investieren, den Sport als Forschungslabor nutzen, aber auch auf sich aufmerksam machen.

Das beste Beispiel ist sicherlich die Formel 1, wo sich Unternehmen wie BMW oder Mercedes ebenso wie Ferrari mit ihren Rennteams präsentieren – auch in der Hoffnung, dass die Menschen bei Erfolg dann lieber ein Auto ihrer Marke kaufen, als einer anderen. Dies gibt es bis zu einem gewissen Grad auch in der Klavierwelt. Unternehmen wie Steinway & Sons, Yamaha oder auch Fazioli und Kawai investieren Gelder, damit ihre Instrumente auf den Bühnen gespielt werden. Vor allem bei internationalen Wettbewerben kann man dies erkennen, bei denen diese Marken oftmals innerhalb eines Wettbewerbs gemeinsam auf der Bühne stehen, in der Hoffnung, dass viele junge Pianisten den einen Flügel zum Spiel wählen und nicht den anderen.

Was dabei die Investition bedeutet? Nun, die Flügel müssen an den Ort des Geschehens transportiert werden, Klaviertechniker müssen vor Ort sein, um das Instrument (oder sogar gleich mehrere der einen Marke) beständig auf dem besten Stand zu halten. Das kostet viel Geld.

Hat dies nun einen direkten Einfluss auf die Markenpräsenz oder den Verkauf? Wahrscheinlich keinen direkten, aber auf lange Sicht hoffen diese Firmen, dass die jungen Pianisten sich erinnern, mit welchem Instrument sie ihre Erfolge feiern konnten, um dann später auf den Bühnen der Welt auch diese Marke zu wählen.

Funktioniert das? Sicherlich, bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Aber wirkt sich dies auch auf den Verkauf der Marke im Allgemeinen aus? Möglich. Aber sind Sie einmal ganz ehrlich: Lassen Sie sich davon beeinflussen, welches Instrument auf einer Bühne steht? Oder zählt für Sie bei der Wahl eines Instruments nicht vielmehr das eigene Spielgefühl, also die im Moment der Auswahl aufkommende Emotion? Und natürlich der Geldbeutel, der zum Instrument passen muss?

Natürlich wird man auf eine Marke unterbewusst stärker reagieren, wenn man deren Namen schon zigfach gelesen oder gehört hat, das steht außer Frage. Und dennoch verkaufen Unternehmen, die sich nicht an diesen oben dargestellten Investitionen beteiligen, zum Teil mehr Instrumente als die benannten. Die Wirkung von der Bühne für eine Klaviermarke, wenn Konzertflügel nicht ihr Kerngeschäft sind, bleibt also vage.

Denn wenn anstelle eines Steinway-Flügels ein Bösendorfer oder Bechstein auf der Bühne gespielt wird, lassen Sie sich davon beeinflussen? Oder zählt für Sie als Klaviermusikliebhaber dann doch eher das Ergebnis, nämlich wie der Pianist ein Werk spielt?

Letztendlich geht es doch um ganz persönliche Dinge, wenn es um das eigene Instrument geht. Auch wenn ein großer Prozentsatz von Klavierstudenten bei einer Umfrage sicherlich einen Flügel einer bestimmten Marke vorziehen würde, entscheiden sich die meisten dann doch für ein Instrument einer anderen Marke und sind dann zum Großteil sehr glücklich damit. Genau darum geht es: Wer will schon wirklich einen Ferrari fahren, in dem man eine schwergängige Kupplung hat, wenn man in einem Wagen mit weniger Prestige angenehmer fährt?

Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -

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