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Die Zukunft des Service am Instrument
Liebe Klavierenthusiastinnen und -enthusiasten,
wir gehen immer davon aus, dass alles beim Alten bleibt – oder besser wird. Zumindest hoffen wir das. Doch die Entwicklung im Klavierbau und bei dem Service-Personal, das sich um ihr Instrument zu Hause kümmert, wird immer rarer …
Das glauben Sie nicht, da Sie immer wieder Annoncen von Klavierstimmern finden, die sich über Kleinanzeigen anbieten?
Nun, die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Nachdem man auch beim Klavierhandel und in der Klavierindustrie lange Zeit davon ausgehen konnte, dass man immer genügend Auszubildende für den Beruf Klavierbauer findet, sind die Zahlen seit Jahren rückläufig. Waren in der Klavierbau-Fachschule in Ludwigsburg noch vor 20 Jahren zwei parallele Klassen nötig, um die Lehrlinge auszubilden, ist es heute in einem Jahrgang eine kleine Klasse, die da ihr Wissen vermittelt bekommt.
Das Ergebnis: Wenn ein Klaviertechniker – gleichgültig ob ein freier oder einer, der fest für einen Händler vor Ort arbeitet – wirklich gut ist, wird er entsprechend gut beschäftigt sein. Sie wollen einen Vergleich?
Haben Sie in den vergangenen zwei Jahren einmal versucht, einen Schreiner zu finden, der bei Ihnen zu Hause die Aufarbeitung einer Holztreppe, das Maßnahmen für ein fest einzubauendes Möbels oder nur die Reparatur von etwas Einfachem vornehmen soll? Sie werden feststellen, dass viele Schreinereibetriebe dies zwar gerne machen, aber Sie müssen warten – zum Teil mittlerweile bis zu einem halben Jahr. Die Gründe sind dieselben wie bei Klaviertechniker: Es gibt zu wenige Fachleute für die Anfragen, die vom Markt kommen. Entsprechend suchen sich die Schreiner mittlerweile die Jobs aus, die sie machen wollen.
Noch ist es im Bereich der Klaviertechniker nicht ganz soweit und die Betriebe haben eingesehen, dass sie schnellstens ausbilden müssen, um die Zukunft des Klavierbaus, also auch des Services bei den Kunden zu Hause, auf Dauer gewährleisten zu können, ansonsten kauft keiner mehr ein Klavier oder einen Flügel, wenn er nicht sicher sein kann, dass ein Instrument, das man auch für die Zukunft angeschafft hat, in ein paar Jahren noch den notwendigen fachmännischen Service erhalten wird.
Wenn Sie also ein Instrument kaufen, fragen Sie doch beim gleichen Händler sofort einmal nach, wie der Service organisiert ist, wie die Ausbildungssituation ist. Denn auch daran macht man heutzutage einen guten Händler fest: wenn er selbst nach seinen Ideen und seinem Wissen ausbildet, um seine Kunden auch in vielen Jahren noch mit dem bestmöglichen Service zu beglücken.
Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -