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Namenhörigkeit
Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,
wir stoßen alles beständig an unsere Grenzen des Wissens. Und manches Mal kommen wir an Instrumente, deren Namen uns überhaupt nichts sagen. Das gilt für gebrauchte Instrumente ebenso wie für neue.
Doch was bedeutet dies? Dass diese Instrumente weniger Wert sind als die, deren Namen noch oder wieder bekannt sind? Das wäre etwas einfach.
Bei Gebrauchten Instrumenten ist es natürlich so, dass wir oftmals solche haben, bei denen die Firmenhistorie längst Teil der Klavierbaugeschichte ist. Oftmals haben Firmen bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg ihre Instrumente gebaut, doch die Kriegswirren nicht überstanden bzw. konnten danach nicht mehr an ihre vorhergehenden Erfolge anknüpfen. Deshalb sind diese Instrumente nicht schlecht, vor allem dann nicht, wenn sie in einem guten Zustand sind oder vom Klavierbauer ordentlich restauriert wurden.
Wenn man heute dann auf Instrumente von Marken wie Hupfeld, Rönisch oder Feurich trifft, muss man schon wieder vorsichtig sein. Denn diese Marken existieren noch, aber haben nichts mehr mit den ursprünglichen Klavierbaufirmen zu tun. Die Markenrechte gehören längst anderen und die Instrumente werden in der Regel in Fernost (meist in China) produziert. Zudem gibt es auch von bekannten Herstellern Untermarken, die zwar irgendwie in Zusammenhang mit dem größeren Markennamen stehen, aber ebenfalls in China produziert werden. Aufkäufe von europäischen Firmen durch asiatische Großproduzenten und der Wille in allen Preiskategorien Instrumente anzubieten haben dazu geführt.
Das bedeutet: Nicht nur weil ein Name ein Instrument schmückt ist es auch gut. Wir müssen weg von der Namenshörigkeit, weg von dem Denken, dass Instrumente, auf denen ein bekannter Name steht zwangsläufig gut oder besser sein müssen, als die, deren Namen uns im ersten Moment nichts sagen.
Denn letztendlich kommt es doch auf eines an: Wie spielt das Instrument, wie klingt es, welche Emotionen habe ich, wenn ich daran sitze. Das ist so wie bei den Streichinstrumenten. Jeder will eine Stradivari oder Amati besitzen, doch wenn er sie dann in Händen hält, kommt es oftmals vor, dass Instrument und Spieler nicht zusammenpassen. Viele berühmte Geiger haben ihre Stradivari wieder abgegeben, und sich danach für ein weniger bekanntes Instrument entschieden, an dem sie ihrem Gefühl besser Ausdruck verleihen konnten. Und genau dies sollte auch für Klaviere und Flügel gelten.
Schauen Sie also nicht immer erst auf den Namen, sondern setzen Sie sich ans Instrument und lassen sie den Gefühlen unvoreingenommen freuen Lauf. Genau dann finden Sie unabhängig vom Markennamen das Instrument, das zu Ihnen passt.
Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -